Streuobstwiesen sind nicht nur im süddeutschen Raum von jeher fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Besondere Bedeutung erlangen Sie am Anfang der vergangenen Jahrhunderts mit der Einführung der Viehwirtschaft, vermutlich ist diese Art des Obstanbaus aber schon hunderte von Jahren alt. Die Wiesen wurden beweidet, es war die Zeit, in der die Viehwirtschaft möglich wurde, und die Bäume spendeten Schatten und konnten auch noch geerntet werden.
Obst als Einkommen
Schnaps brennen als Zusatznutzen
Nicht zuletzt die Option, das Obst in Brennereien zu verwerten, dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Dabei wurden und werden in Streuobstwiesen eine breite Palette an Obstsorten angebaut. Zu allererst sind hier natürlich die Äpfel zu erwähnen. Je nach Region unterscheiden sich die Sorten, die bevorzugt angebaut werden, was sicher mit dem unterschiedlichen Klima zu tun hat. Es sind aber immer eine Vielzahl an verschiedenen Frucht-Sorten die auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten reifen. So können ab August schon die ersten reifen Äpfel geerntet werden während andere Sorten bis in den November/Dezember hinein am Baum reifen.
Daneben sind sicher Mostbirnen eine der am meisten angebauten Sorten. Mostbirnen deshalb, da diese schönen Früchte mehr oder weniger Gerbstoffe ausbilden, die den Genuß beim direkten Verzehr doch stark eingrenzen. Diese Birnen finden aber in Säften und nicht zuletzt in unserem Birnen-Cidre eine sehr geschmackvolle und gerbstofffreie Verwendung. In eine Streuobstwiese gehören aber auch Zwetschgen und auch Kirschen. Traditionell werden überwiegend Hochstämme gepflanzt. Diese werden deutlich älter als die Halbstämme oder Niederstämme und ermöglichen das bewirtschaften der Wiese, in denen die Bäume wachsen. Hochstämme können je nach Sorte 10 bis 15 Meter hoch werden. Die widerstandsfähigen Hochstämme sind es auch, die unser Bild von der Streuobstwiese prägen. Halbstämme sind für Streuobstwiesen nicht geeignet, da die Wiesen gepflegt werden müssen. Zum Mähen oder Mulchen muß die Wiese mit Traktoren befahren werden können, was bei den niedrig hängenden Ästen der Halbstämme nur sehr erschwert möglich ist.
Streuobstwiesen als Lebensraum
Was früher durchaus eine wichtige Einkommensquelle war ist heute nicht mehr lukrativ. Der Verbraucher hat hohe Ansprüche an Aussehen und Form der Früchte. Ein Mostobst-Apfel hat heutzutage keine Chance mehr, die hohen EU-Richtlinien zu erfüllen und als Tafelobst auf den Markt zu kommen. Ausserdem kann die Ernte nicht maschinell sondern nur von Hand erfolgen, was den Aufwand dann tatsächlich kaum noch rechtfertigt.
Wichtige Biotope
Dennoch halten wir den Erhalt der Streuobstwiesen für unglaublich wichtig. Eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen partizipiert an diesen schönen, charaktervollen Bäumen, in einer Streuobstwiese tummeln sich 3.000 bis 5.000 verschiedene Arten. Jede Ebene des Baumes hat ihre eigenen Bewohner, von der Wurzel bis zur Krone.
In Bodennähe sind es viele verschiedene Kräuter, Moose und Flechten, die hier ihren idealen Lebensraum finden, im Totholz finden viele Vögel und Insekten ausreichend Nahrung und in den verzweigten Kronen perfekte Nistgelegenheiten und in den zahlreichen Baumhöhlen lassen sich unzählige Insekten aber auch Waldkauze, Fledermäuse und Eichhörnchen nieder. Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in unserer Region und sind nicht ohne Grund streng geschützt.
Pflege und Erhalt
Da uns der Erhalt unserer Streuobstwiesen wichtig ist, investieren wir auch in die Pflege und den Erhalt der Bäume. Und nachdem unsere Streuobstwiesen biozertifiziert sind, wird dort auch nur extensive Schafhaltung betrieben. Das regelmäßige professionelle Schneiden der Äste gehört zur Pflege der Streuobstbäume dazu. Der Baumpflegebetrieb Zweigstelle ist ebenfalls in Unterstotzen beheimatet und so haben wir den Fachmann direkt im Haus. Und in einem Turnus von 2-3 Jahren werden alle Bäume geschnitten.
Auch wichtig ist das Nachpflanzen der Hochstämme. Durch heftige Stürme, hohes Alter oder auch durch bestimmte Borkenkäferarten (nicht zu verwechseln mit den Borkenkäfern der Fichten) müssen Obstbäume entnommen werden. Hier ist Nachpflanzen natürlich selbstverständlich. Wir versuchen, durch alte Hochstamm-Sorten der so typische Vielfalt der Obstsorten in Streuobstwiesen genüge zu tun und suchen immer entsprechende Obstbaumsorten aus. Auf diese Weise wollen wir gewährleisten, dass in 50 Jahren in Unterstotzen immer noch schöne, vielfältige Streuobstwiesen vorzufinden sind.